Tierschutzhund, Rassehund oder
doch lieber spenden?
Gerade sieht man an Bushaltestellen und anderen öffentlichen Orten vermehrt Plakate mit der Aufschrift:
Adoptieren statt shoppen! Zu sehen sind Hunde aus dem Auslandstierschutz und Menschen, die ihnen helfen. Hunde aus dem Ausland zu holen wird immer mehr zum Trend und das klassische Erwerben eines Hundes kommt gleichzeitig immer mehr in Verruf.
Als Hundetrainerin, die mit Hunden aus allen möglichen Bereichen zu tun hat, ist es mir ein Bedürfnis, wichtige Informationen weiterzugeben. An alle Menschen, die mit dem Gedanken spielen, einen Hund aus dem Ausland nach Deutschland zu holen. Besonders Menschen, die noch nie mit einem Hund gelebt haben.
Pro Tierschutzhund:
Ein Hund, der dazu schlecht in der Lage ist, wird von einem Leben auf der Straße verschont.
Ein Hund wird vor dem Tod gerettet.
Dieser Hund kann sich in seinem Heimatland nicht mehr unkontrolliert vermehren.
Contra Tierschutzhund:
Kennt ihr noch DREI, ZWEI, EINS – MEINS!?
Leider ist die Art und Weise, wie Hunde über nette Fotos und recht wenig verlässliche Beschreibungen aus dem Ausland bestellt werden, keine gute Art und Weise, wie zwei (oder mehr) zusammenfinden, die dann viele viele Jahre miteinander Leben und auskommen werden müssen. Ein großer Teil der ambitionierten Tierschützer unterschätzt komplett, was da auf sie zukommen kann. Traumatisierte Tiere, nicht sozialisierte Tiere, kranke Tiere, Tiere mit mehreren Baustellen auf einmal. Meist recht hohe Kosten für Hundetraining und Verhaltensberatung oder auch Tierarztkosten, eine komplette Umstellung des eigenen Lebens, wie man es vorher kannte. Nicht selten entstehen dann aus den geretteten Hunden ungeliebte Problembündel, die von einem zum nächsten wandern und sich bestimmt alles andere als „gerettet“ fühlen.
Was mich persönlich sehr stört, ist die allgemeine Verharmlosung von Importen, als wäre es für jedermann, jederzeit, jederort ohne große Probleme machbar.
Ich lebe und arbeite in Berlin und sehe täglich Hunde, die hier nicht hingehören, die hier nicht hin vermittelt werden sollten. Nicht an Ersthundebesitzer, nicht in eine Stadt. Aber die Hunde werden rausgehauen wie Restposten. Alles besser als die Tötungsstation. Irgendwie ja, klar, irgendwie schon aber …. als Trostpreis dann ein Leben voller Stress, Angst, und daraus resultierender Aggression, Panik und Menschen, die einem nicht helfen können, weil sie selbst komplett überfordert sind?
Wichtig wäre eine gute Aufklärung der Interessenten und eine sinnvolle Vermittlung über einen wirklich guten Tierschutzverein, an Orte und in Lebensumstände, die zum Hund passen.
Also keine Hunde mehr aus dem Ausland retten?
Ein Hundeleben….
Alle, bei denen die Aufnahme eines Hundes, ohne ihn zuvor jemals gesehen zu haben, ohne Ahnung von Hunden zu haben, trotzdem wunderbar geklappt hat, denken sich nun sicher: „Was soll das, selbstverständlich sollte jeder einen Tierschutzhund aufnehmen!“
Das sind die Momente, in denen ich gerne eine universelle Macht fragen wollen würde:
Bei wie vielen klappt es tatsächlich im städtischen Bereich, im Sinne von Mensch UND Hund?
Ganz klar, wir sollten weiterhin Hunden ein schönes Leben (versuchen zu) ermöglichen, aber mit Hintergrundwissen, mit einer soliden Beratung vorab, mit Sinn und Verstand!
Das eigentliche Problem:
Symptombehandlung statt Ursachenbekämpfung
Einen Hund zu sich zu holen und dabei gleichzeitig etwas für den Tierschutz tun zu können ist ein attraktives Doppelpaket. Und wenn es klappt, um so schöner. Aber es ist tatsächlich nur die Umsiedlung eines einzigen Hundes. Für den Tierschutz im betreffenden Land hat man bedauerlicherweise nur wenig getan. Am Problem selbst ändert sich zu wenig, es kommen Abertausende Hunde neu hinzu.
Die Zahlen sprechen für sich. In den entsprechenden Ländern ändert sich die Hundepopulation durch Exporte nicht.
Ich plädiere daher an alle, die etwas für Hunde in anderen Ländern tun wollen:
Denkt lange und ausgiebig über eine Adoption nach, wägt ab, lasst euch beraten, seht euch die Hunde an, lernt sie vorher kennen, bekommt ein Gefühl für den neuen Lebensabschnittsgefährten, stellt euch als Pflegestelle zur Verfügung. Seid ehrlich, was ihr für Ansprüche an einen Hund habt, macht keine Schnellschüsse.
Der Klick im Internet macht es uns zu leicht. Unser gewohntes Konsumverhalten zu schwer, länger abzuwägen und abzuwarten. Es ist außerdem völlig legitim, sich der Aufgabe nicht gewachsen zu fühlen und stattdessen erstmal zu spenden, vielleicht sogar regelmäßig, um das Problem an der Wurzel zu packen.
Spendet Geld für Aufklärungsarbeit und Kastrationsprojekte!
Hier wird an den Ursachen gearbeitet. Mit dem Ziel das Leid dieser Hunde auf den Straßen in unterschiedlichsten Ländern irgendwann komplett zu beenden. Keine unkontrollierte Vermehrung mehr.
Es gibt viele Projekte, die man unterstützen kann, hier nur eine kleine Auswahl:
Projekt Peta helps Romania:
In diesem Projekt wird politische Arbeit, sowie Aufklärungsarbeit in Schulen betrieben und es werden Kastrationsprojekte durchgeführt.
Laut Peta könnte rein rechnerisch ein einzelner nicht kastrierter Hund in nur 6 Jahren ca. 67.000 Nachkommen erzeugen. Hier müssen wir dringend ansetzen.
Projekt Tötungsstationen in Rumänien in Kastrationszentren umwandeln:
(Griechenland, Rumänien, Kapverden, Deutschland)
… und viele viele mehr…
Mit nur ein paar wenigen Klicks und einem verhältnismäßig geringen Spendenbeitrag habt ihr nicht nur einem Hund, sondern bei möglichst vielen Kastrationen, unzähligen Hunden ein hartes Leben auf der Straße erspart!
Danke!